In Memoriam
Univ.-Prof. Dr. Werner Linkesch
Am 9. 12. 2018 hat die österreichische Hämatologie-internistische Onkologie mit Prof. Dr. Werner Linkesch eine international bekannte, erfolgreiche und inspirierende Persönlichkeit verloren.
Prof. Werner Linkesch maturierte am 14.6. 1965 am 2. BRG Linz mit Auszeichnung, studierte dann an der Universität Wien Medizin und promovierte am 31.1.1973 zum Doktor der gesamten Heilkunde. Er begann 1973 seine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin unter Prof. Fellinger an der 2. Medizinischen Abteilung des Universitätsklinikums Wien. Prof. Linkesch etablierte dort eine Einheit für Knochenmarktransplantation (KMT) und führte die ersten autologen KMT bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie sowie inkurablem Hodenkarzinom durch. Er wurde zur prestigeträchtigen Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Onkologie (ASCO) als Sprecher eingeladen, um anhand seiner klinischen Daten die Klassifikation von Hodenkarzinompatienten in absolut refraktäre, refraktäre und rezidivierte zu präsentieren. Diese sog. Linkesch-Klassifikation sowie die Entwicklung eines Hochdosis-Chemotherapieregimes für die autologe KMT, das sog. CarboPEC-Schema, waren in der Therapie von fortgeschrittenen Hodenkarzinompatienten international wegweisend.
Nach Absolvierung seiner Facharztausbildung erhielt Prof. Linkesch 1987 die Venia legendi für Innere Medizin der Universität Wien. 1990 wurde ihm der Titel eines Ao. Professors durch den Bundespräsidenten verliehen. Von 1990 bis 1994 leitete Prof. Linkesch die KMT-Einheit der Klinik für Innere Medizin I der Universität Wien. In seine Amtszeit fielen die deutliche Vergrößerung der KMT-Einheit sowie die Planung und Umsetzung einer KMT-Nachsorgestation, die erfolgreiche Durchführung von Stammzelltransplantationen mit unverwandten Spendern und der Ausbau der KMT-Ambulanz.
1994 wurde Prof. Linkesch zum Leiter der Klinischen Abteilung für Hämatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin der Medizinischen Universität Graz berufen. Dank seines unermüdlichen persönlichen Einsatzes, seines Verhandlungsgeschickes und seiner Ausdauer gelang es ihm, eine KMT-Einheit für den Süden Österreichs an seiner Abteilung zu etablieren, sodass am 20.9.1996 die erste Stammzelltransplantation bei einem Patienten mit rezidiviertem Hodenkarzinom in Graz erfolgen konnte. Er engagierte sich unermüdlich für die Anliegen aller Patientinnen und Patienten und suchte ständig nach Verbesserungsmöglichkeiten in deren Versorgung. So führte er auch die erste Transplantation mit Nabelschnurblutzellen bei einem Erwachsenen in Österreich durch, der keinen anderen Stammzellspender hatte.
Prof. Linkesch etablierte an seiner Abteilung auch eine Stammzellforschungsgruppe sowie eine myeloische Forschungsgruppe. Er setzte sich für die ausgezeichnete Aus- und Fortbildung seiner ihm anvertrauten Ärztinnen und Ärzte ein und ermöglichte vielen von ihnen einen Forschungsaufenthalt im Ausland, womit er deren beruflichen Werdegang entscheidend beeinflusste.
Neben seiner klinischen und wissenschaftlichen Arbeit war Prof. Linkesch berufspolitisch interessiert und widmete viel Zeit und Energie der Hämatologie-Onkologie. Er war Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (OeGHO) und veranstaltete 1996 und 2012 die Frühjahrstagung der OeGHO sowie im Jahr 2000 die Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen und Österreichischen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie in Graz. 2003 war er Tagungspräsident der Jahrestagung der International Society of Haematology – European and African Division und im Jahr 2010 Tagungspräsident der Jahrestagung der European Society of Blood and Marrow Transplantation (EBMT) in Wien.
Prof. Linkesch war Fachgutachter für viele nationale und internationale wissenschaftliche Zeitschriften und Förderinstitutionen. Er verfasste mehr als 200 wissenschaftliche Publikationen aus allen Bereichen der Hämatologie und Onkologie und präsentierte seine wissenschaftlichen Daten auf vielen nationalen und internationalen Kongressen.
Prof. Linkesch erhielt 2010 das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien und 2008 den Nationalen Orden der Republik Rumänien verliehen durch den Staatspräsidenten Rumäniens.
Das LKH-Univ. Klinikum Graz verliert mit Prof. Werner Linkesch einen Pionier auf dem Gebiet der Hämatologie und Stammzelltransplantation, der bahnbrechendes geleistet hat und dynamisch und erfolgreich die Entwicklung seiner Abteilung betrieben hat. Sein Esprit begeisterte Generationen von Ärztinnen und Ärzten für unsere Fachgebiete. Die österreichische Hämato-Onkologie hat Prof. Linkesch sehr viel zu verdanken. Die OeGHO verliert mit ihm einen international anerkannten Arzt und Forscher, eine innovative und engagierte Persönlichkeit voll intelligentem Witz und Durchsetzungsvermögen.
Lieber Werner, Deine detaillierten, blumigen und einfach köstlichen Schilderungen von Ereignissen und Personen werden wir sehr vermissen. Du warst uns ein guter Freund, Kollege, Kooperationspartner und Vorgesetzter. Wir werden Dir stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Unsere Anteilnahme gilt Deiner Familie!
Univ. Prof. Dr. Hildegard Greinix
für den Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie